Ein Dorf sieht schwarz
CVJM-Spätsommerkino im Gemeindehaus der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Schnaittach
Eigentlich als Open-Air Veranstaltung im „Grünen Klassenzimmer“ der Grundschule geplant, wurde die Filmvorführung aufgrund des allzu herbstlichen Wetters in den Saal des evangelischen Gemeindehauses verlegt. Dem einzigartigen Kinoerlebnis tat dies allerdings keinerlei Abbruch. Viele liebevolle, pfiffige und charmante Details, wie alte Filmplakate, ausgefuchste Lichtelemente, original Kinopopcornmaschine, Getränke- und Snackbar, sowie Bauchladeneisverkäufer, ließen den Besucher in exklusivem Flair in eine außergewöhnliche Stimmung abtauchen und trugen ihn hinüber in das Frankreich der 70er Jahre und die Welt von Seyolo Zantoko und seiner Familie.
Seyolo, die Hauptfigur in „Ein Dorf sieht schwarz“, ist frisch graduierter Arzt mit französischem Diplom, der samt Frau und Kindern nach Marly-Gomont zieht, einem Dorf in der nordfranzösischen Provinz. Dort soll er die verwaiste Arztpraxis übernehmen und als Dorfarzt praktizieren. Doch es gibt ein Problem: Familie Zantoko stammt aus dem Kongo und ist schwarz. Sowas hat es noch nie gegeben. Zumindest nicht in Marly-Gomont. Und wer schon immer wissen wollte, wer denn eigentlich „Angst vor´m schwarzen Mann“ hat, dem liefert der biografische Film von Regisseur Julien Rambaldi eine Antwort. Auf jeden Fall die Bewohner von Marly-Gomont. Und genau wie in dem zweifelhaften Kinderspiel rennen sie davon, wenn er kommt. „Misstrauen“ wäre eine höfliche Umschreibung für die Anfeindung, Ablehnung und Ausgrenzung die die Familie durchleiden muss. Einzig Rufus, ein älterer Landwirt, gibt nichts auf das Gerede und Gebaren im Dorf. Er beweist Mut, Hirn und Herz und sucht den Dialog.
Die Kinobesucher in Schnaittach lassen sich mitnehmen, auf den mühevollen Weg von Miteinander, Integration, menschlichem Versagen und echter Größe. Am Ende des Abends geht das bunt gemischte Publikum berührt, belustigt, nachdenklich und auch ermutigt nach Hause. Unscheinbare Menschen, an unscheinbaren Orten, können scheinbar große Dinge tun. Was so ein kleiner Funken Herzenswärme doch ausmacht. Ein guter Gedanke. Auch für dieses Land und diese Zeit.
„Kess - Kinobesucherin“